Wut

Ich bin so wütend ... auf mich selbst.

 

Wie kann es sein, dass ich in den letzten Wochen geglaubt hatte, dass es gut läuft. Und dann kommt eine Schwangerschaftsverkündung. Ich bin gefühlt gegen eine Wand gelaufen und umgekippt. Es hat sich angefühlt wie 3 Schritte vorwärts und jetzt 2 wieder zurück. Ich war so stolz auf mich und jetzt bin ich einfach nur saumäßig wütend. Warum bekomme ich das nicht besser hin? Es ist jetzt 1 1/2 Jahre her und ich falle immer noch in ein derart tiefes Loch bei Verkündungen einer Schwangerschaft. Unglaublich!!!

 

Wie soll ich das ändern? Ich bin ratlos.

 

Zudem gebe ich den Schwangeren wohl immer ein schlechtes Gefühl und das will ich doch gar nicht! Ich freue mich für diejenige, kann das aber in der Situation leider nicht zeigen. Ich bin dann so tieftraurig und geschockt, dass diese negativen Gefühle alle Freude für die Schwangere überlagern. So ein Mist!

 

Ich weiß nicht mehr weiter.

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Kommentare: 5
  • #1

    Christine (Sonntag, 21 Juli 2019 18:47)

    Liebe Stephanie
    Das tut mir leid. Dieses Gefühl, ich möchte mich freuen können, hatte ich lange. Und das Schamgefühl es eben nicht zu können auch. Vielleicht hilft dir zu lesen, dass bei mir nach 1 1/2 ebenfalls eine Schwangerschaftsankündigung noch sehr schmerzhaft war. Und bis heute, 4 Jahre nach dem "Schlussstrich" kommt es noch immer drauf an, wie mir die Botschaft verkündet wird.
    Ganz liebe Grüsse Christine

  • #2

    Sylvi (Montag, 12 August 2019 10:13)

    Liebe Stephanie,
    ich kann dich so gut verstehen!
    Auch ich hab mich gefreut, dass es mir in letzter Zeit gut ging und hab mich sehr stabil gefühlt.
    Gestern habe ich dann vom Bruder meines Expartners erfahren, dass er mittlerweile verheiratet ist und zwei Kinder hat. Ein Trennungsgrund damals war,dass er nie heiraten und niemals Kinder wollte. Obwohl ich weiß, dass es mit uns so oder so nicht funktioniert hätte, hat mich das bis ins Innerste getroffen.
    Jetzt sitz ich da mit einer Mischung aus Wut, Enttäuschung, Verzweiflung und Traurigkeit im Bauch. Und auch ich bin wütend auf mich, dass ich "schon wieder" so schwach bin und mich davon so runterziehen lasse.
    Gleichzeitig versuche ich mir zu sagen, dass all diese Gefühle ihre Berechtigung haben und es in Ordnung ist sie zu empfinden. Im Moment ist das allerdings sehr sehr schwer...
    Danke, dass du mir mit deinem Blog das Gefühl gibst, nicht ganz alleine dazustehen. Im wirklichen Leben habe ich leider noch keine Frauen getroffen,denen es ähnlich geht.
    Liebe Grüße

  • #3

    Christina (Montag, 14 Oktober 2019 17:56)

    Liebe Stephanie
    Ich kann das so gut nachvollziehen! Eine solche Nachricht zieht mir jedes Mal den Boden unter den Füßen weg und ich muss meine ganzen schauspielerischen Fähigkeiten einbringen, um mich über die „frohe Botschaft“ zu freuen. Mit einem (gefühlt aufgesetzten) Lächeln auf dem Gesicht verkünde ich Glückwünsche, dabei könnte ich schreien! All meine Bemühungen der letzten Wochen, mich mit einem vielleicht kinderlosen Leben abzufinden und mir einzureden, dass es doch auch viele Vorteile hat, wiedermal völlig umsonst.

    Nur: es wird immer weniger schlimm. Wo ich früher noch geheult habe, sobald ich alleine war, so empfinde ich nun eher eine Art Leere. Aber auch den Willen, mir mein Leben deshalb nicht vermiesen zu lassen und wieder optimistisch in die Zukunft zu schauen. Eine bewusst kinderlose Zukunft. Schöne Inselferien mit dem Mann, die Arbeit, die Flexibiliät usw.
    Manchmal schreibe ich all die positiven Dinge in mein Tagebuch, das hilft.
    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!! Christina

  • #4

    Saskia (Sonntag, 01 Dezember 2019 11:12)

    Hallo zusammen,
    Ich bin sooo wütend. Ich kann mich nicht mehr für andere freuen die Kinder bekommen. Wir versuchen es und es bleibt immer erfolglos. Das macht mich so wütend und traurig zugleich. Ich sehe kein Sinn im Leben ohne Kinder. Früher habe ich mir immer viele Kinder gewünscht. Heute wäre ich über 1 Kind so unglaublich glücklich. ABER NEIN, BIS HEUTE NIX IN AUSSICHT. Wut, Verzweiflung, Traurigkeit, schamgefühl,.... Ich hasse es. Ab einem gewissen Punkt, machen auch nur feste Freude wie z. B Weihnachten, wenn man Kinder hat. Die glücklichen Augen und diese Freude an solchen Tagen, sind unbezahlbar. Ich bin so wütend auf meinen Körper. Ich hasse ihn.

  • #5

    Nivi (Samstag, 08 Februar 2020 21:22)

    Liebe Stephanie,
    (liebe Saskia),

    ich kann das alles so gut verstehen und nachvollziehen! Wut, Neid, Selbsthass ... alles Gefühle, die ich eigentlich nicht haben will und doch werde ich sie nicht los. Bzw. sie sind wieder da. Die Zeit heilt leider nicht alle Wunden, jedenfalls offenbar nicht bei mir.
    Ich habe Endometriose. Als wir unsere Bemühungen nach mehreren Inseminationen, 2 ICSIS und 4 Kryos im Frühjahr 2012 eingestellt hatten, ging es mir nach geraumer Zeit besser. Ich schien mich mit 33 Jahren halbwegs damit arrangiert zu haben kinderlos bleiben zu müssen. Freizeit, Urlaube, Unabhängigkeit, Zweisamkeit ... alles Vorteile, die man sich schönredet, um nicht zu verzweifeln. Aber es ging mir recht gut, das dachte ich zumindest. Bis ich Mitte 2018 von einem Tsunami überrollt wurde. Es hat mir förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Der letzte kinderlose aus unserem Freundeskreis teilte mit, dass er Vater wird - völlig unerwartet für alle. Ich habe nur noch geweint und es war mindestens so schlimm wie am ersten Tag. Erst da hatte ich gemerkt, dass ich unsere unfreiwillige Kinderlosigkeit nie wirklich verarbeitet hatte. All die Jahre zuvor war ich einfach nur abgelenkt und hatte keine Zeit für meine Gefühle. Meine Eltern waren nacheinander krank, dann starb mein Vater und schließlich musste meine Mutter mit Demenz ins Heim.
    Heute geht es mir zumindest wieder besser als vor knapp 2 Jahren, aber ich weine immer noch regelmäßig. Da war es natürlich ganz besonders schön, dass in den ersten beiden Januarwochen 4 (!) Schwangerschaftsmeldungen in der Arbeit über mich hereinbrachen. Wie ich sie alle hasse, die Schwangeren und glücklichen frischen Mütter ... nein, tue ich natürlich nicht wirklich, aber es ist immer der erste Impuls und das ist nicht schön. Das Leben ist so beschissen unfair!
    Sorry, so lang sollte es eigentlich gar nicht werden ...

    Liebe Grüße